Vectrex – der heilige Gral der Videokonsolen! Die kultigste Retrokonsole überhaupt! Ist an solchen Aussagen etwas dran? Ist die Vectrex im Vergleich mit anderen Retrokonsolen überhaupt besonders?
So etwas habt ihr sicher auch schon erlebt: Freunde schwärmen von einem Kinofilm, erzählen euch die Hälfte des Films und meinen schließlich: „Da musst du unbedingt reingehen!“. Dann schaust du dir den Film im Kino an, und was ist? Den ganzen Film über fragst du dich, was denn so Besonders an dem Film sein soll und merkst, dass dir diese Art von Film und Humor sowieso nicht gefällt und du die Hälfte auch schon kennst. Kurzum: Enttäuschung! Langeweile!
Falls ihr euch mit hohen Erwartungen eine Vectrex kauft, dann wird das nach dem Auspacken und ersten Spielen ziemlich sicher eine herbe Enttäuschung werden. Die Spiele sind mit heutigen Maßstäben gemessen als primitiv zu bezeichnen. Und mit 8KByte Speicher und 1,5 MHz Prozessors erntet man am ehesten Unglauben und Bedauern.
Betrachtet man die Vectrex etwas näher und mit angemessenen Erwartungen, sieht es schon anders aus, denn die Vectrex hat als Retrokonsole tatsächlich Einiges zu bieten.
Einige Fakten der Vectrex sind besonders:
- Die Vectrex ist die einzige Retrokonsole mit eingebautem Vektor-Bildschirm. Zusammen mit dem Tragegriff und dem Controller, der am Gehäuse untergebracht werden kann, ist sie fast als portabel zu bezeichnen. Wäre da nicht das Kampfgewicht von fast 8 kg.
- Grafiken stellt die Vectrex nicht wie üblich mit Hilfe von Bildpunkten (Pixel), sondern mit sehr präzisen und detaillierten Linien (Vektoren) auf dem Röhrenbildschirm dar. Die Vectrex zeichnet alles in weiss; erst durch einlegbare Farbfolien (Overlays) kommt Farbe ins Spiel. Speziell in einer dunkleren Umgebung sehen die Grafiken auf der Vectrex stilvoll und fast zeitlos aus.
- Die Herstellung der Vectrex wurde aufgrund des Videocrashs bereits nach zwei Jahren wieder eingestellt: *1982 †1984
- Alle Originalspiele der Vectrex sind für die allgemeine Nutzung freigegeben.
- Die Vectrex war eine der ersten Konsole mit 3D-Darstellung. Auch das Zeichnen auf dem Bildschirm per Lichtgriffel war damals ein Novum.
- Für die Vectrex sind bis heute zahlreiche von Privatpersonen entwickelte Spiele (Homebrew) erschienen. Und die Spieleentwicklung geht weiter…
Auffällig ist auch das Erscheinungsbild der Vectrex:
- Die Meinungen zu dem eckigen, schwarzen Äußeren gehen stark auseinander; von „absolut kultig“ bis „bedrohlich“ reicht das Spektrum. Ein Unikum ist der schwarze Schuhkarton mit senkrecht gestelltem Bildschirm allemal.
- Die schwarz-weiße Darstellung der Vektoren (Linien) ist wirklich scharf und sehenswert (die Helligkeit darf allerdings nicht zu hoch gedreht sein).
- Bei den Farbfolien (Overlays), mit denen Farbe in die sonst weiße Linienwelt der Vectrex gebracht wird, sind die Meinungen ebenfalls kontrovers.
- Abhängig von der Anzahl der dargestellten Vektoren und dem Zustand der Kondensatoren flimmert und flackert das Bild mehr oder weniger stark.
- Das Vectrex-typische Brummen kostet etwas Nerven. Wenn es weg ist, kommt es einem aber auch komisch vor.
Summa summarum
Die Vectrex ist auf verschiedene Art und Weise tatsächlich eine besondere Retrokonsole. Dennoch wird sie nicht jedem Retrosammler oder -spieler gefallen. Wer bereits mit einer Vectrex liebäugelt, sollte sich die Vectrex einmal live ansehen und spielen und dann entscheiden. Oder es einfach auf einen Versuch ankommen lassen.
Welches ist eure Lieblings-Konsole? Was haltet ihr von der Vectrex? Was findet ihr an der Vectrex besonders?
Für mich ist meine VETREX (Model No.3000-G1-Euro) mit einprogrammierten Minestorm- und dazugehörigen Rippoff – und Scramblespiel eine Jugenderinnerung. Sogar mein Sohn, der Gamedesign studiert, ist ein begeisterter Fan dieser Rarität, trotzdem er es nur sehr selten benutzen durfte. Jetzt steht es seit einem Jahrzehnt im Schrank und ich höre immer noch
die Start-, Minen- und Siegesmelodien. Einfach unvergesslich!